Schuldsprueche im Prozess gegen Nachfahren der "Bounty"-Meuterer

AUCKLAND - Auf der Suedseeinsel Pitcairn sind sechs Maenner wegen Vergewaltigung oder anderen Sexualverbrechen verurteilt worden. Das ist die Haelfte der erwachsenen Maenner, die dort leben. Dies teilte die neuseelaendische Justiz mit.

Der Buergermeister der insgesamt 47 Einwohner, Steve Christian, wurde fuer schuldig befunden, fuenf Maedchen vergewaltigt zu haben, die zum Teil erst zwoelf Jahre alt waren. Seinem Sohn Randy wurden vier Vergewaltigungen und vier weitere Sexualverbrechen nachgewiesen.Der aelteste Angeklagte, der 78-jaehrige Len Brown, wurde wegen zwei Vergewaltigungen fuer schuldig befunden. "Sex war fuer uns wie Essen", sagte die Frau des Buergermeisters, Olive Christian.UEber die insgesamt sieben Angeklagten urteilte am Sonntag ein neuseelaendisches Gericht, das provisorisch auf Pitcairn eingerichtet worden war. Die Maenner mussten sich wegen insgesamt 55 Anklagepunkten vor den Richtern verantworten. Das Strafmass fuer die sechs Verurteilten soll im Laufe der Woche verkuendet werden.Das Verfahren war durch ein Buch der britischen Journalistin Dea Birkett ausgeloest worden. Darin heisst es, die Inselbewohner haetten untereinander Beziehungen entwickelt, "die anderswo als unzulaessig angesehen wuerden", weil ihnen westliche Moralvorstellungen fehlten.So haetten sich Frauen einen Mann geteilt oder haetten Kinder von mehreren Maennern; Maedchen wuerden oft schon mit 15 ein Kind bekommen.Die Einwohner von Pitcairn sind Nachfahren der Besatzung des britischen Schiffs "Bounty", die nach der Meuterei auf dem Schiff 1789 auf die Insel gefluechtet waren.Pitcairn liegt etwa fuenftausend Kilometer vom Festland entfernt zwischen Neuseeland und Suedamerika im Pazifik; politisch gesehen gehoert die 35 Quadratkilometer grosse Insel zu den britischen Aussengebieten.